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Vom Menschsein

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Mensch zu sein, muss heute oft heißen, anders zu sein. Mensch sein heißt, dass nicht der Kampf um das goldene Kalb das Handeln bestimmt, sondern die Nützlichkeit – für Andere, für die Gesellschaft, für die Natur.

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Mensch sein heißt, nicht hinter dem Rücken gegen Andere, sondern offen zusammen mit anderen zu wirken (die anders sein können und zunehmend anders sein müssen): Weil es sonst nicht tugendhaft – nicht menschlich – ist.

 

Mensch sein heißt, nicht Teil einer uniformen Herde, sondern Individuum in der Gemeinschaft zu sein: Und in ihr gut zu sein bei der Ausschöpfung der Individualität.

 

Mensch sein heißt, nicht Christ zu sein, sondern Christus.

Seit vielen Jahren bewegt mich die Frage: Was ist normal? Erzogen in einem Verständnis, das Johann Wolfgang von Goethe in seinem Gedicht Das Göttliche ausgedrückt hat – edel sei der Mensch, hilfreich und gut – fällt es mir zunehmend schwerer, an diesem dem Meter und dem Kilogramm gleichenden Normal menschliches Wirken zu messen, ohne feststellen zu müssen, dass eine Normalität sich entfaltet und als selbstverständlich betrachtet wird, deren Bindung an das Normal immer mehr verloren geht: Normal sein ohne Normal, macht normal sein zum Normal.

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In unserer primär auf Eigennutz statt Gemeinnutz ausgerichteten Gesellschaft gehen zunehmend die Werte verloren, denen wir uns aus christlichem und humanistischem Verständnis verpflichtet sehen. Der Schein bestimmt das Sein: Worte haben immer mehr keinen Wert; Überzeugungen sind vorgetäuscht und dienen dem Eigennutz und der Manipulation; das Schweigen wird zur schützenden Fassade vor erfolgtem oder möglichen Versagen; Freiheit begünstigt das Recht des Stärkeren und verdeckt die Unfreiheit im Kopf; die Demokratie wird zur größten Lüge des 21. Jahrhunderts.

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Der moralisch-ethische Substanzverlust geht einher mit den Herausforderungen der Zeit – wie dem Klimawandel, der Demografie, der Massenüberwachung, der künstliche Intelligenz und generell dem technologischen Fortschritt, der Bildungsmisere, Monokulturen, der Verschuldung, der Aufrüstung. Die fehlende oder die – da vom Eigennutz bestimmte – fehlerbehaftete Auseinandersetzung mit ihnen verstärkt sich durch den kopf-in-den-sand-mentalitätsbestimmten Rückzug ins Private, von wo aus man, den Politikern gleich, auf alles schießt, was man nicht versteht, was anders ist, was einem als Gefahr erscheint oder was einen hinter dem Ofen vorlocken will. Die sich daraus ergebenen gesellschaftlichen Spannungen erhöhen die Prozesskosten bei jeglicher Herausforderung und verschieben ihre Bewältigung in eine Zukunft, hinsichtlich derer man sich fragen muss, ob sie erreicht werden kann.

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Was uns die politische wie auch die beispielhaft durch die Deutsche Bank, die Commerzbank, Volkswagen, Siemens und Wirecard vertretende wirtschaftliche Elite unseres Landes an Versagen, Betrug, Bereicherung, Wegschauen, Diffamierung demonstriert – bei weitem ohne Anspruch auf Vollständigkeit in der NSA-Affäre, beim Reformationsjubiläum, der Corona-Pandemie, der Flutkatastrophe im Juli 2021, der Krisenbereicherung durch Politiker, dem Cum-Ex-Skandal, der Abgasaffäre, dem Bau des Berliner Flughafens, der Außenpolitik – ist nur die Spitze dessen, wie es in unserer Gesellschaft ausschaut. Es ist die Normalität unserer Gesellschaft, aus der all das erst erwachsen kann. Und sich in der Regel ungestraft sieht, da es aus dem herrschenden Normal erwächst, dass sich dadurch legitimiert und selbst schützt.

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In meinen Büchern und den auf dieser Homepage zu findenden Texten bin ich bemüht, der Verfasstheit unserer Gesellschaft auf die Spur zu kommen. Doch dient das allein dem Zweck, aus den sich daraus entwickelnden Lagebildern kreativ-schöpferisch nach Wegen zu suchen, der herrschenden Normalität Wege aufzuzeigen, die sie an das Normal heranführen, das im gedachten Raum wirkt, aber in der rauen Wirklichkeit nur rudimentär überlebt. Diese Wege müssen gefunden werden, wenn wir unser Land in eine gedeihliche Zukunft führen wollen, in der es auch unseren Kindern und Enkel gut geht, wenn wir die Stellung unseres Landes in der Welt erhalten wollen und letztendlich auch, damit die Menschheit in ihrer Vielfalt überleben kann.

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Dem Leser, der sich meinen Büchern und Texten zuwendet, wünsche ich eine interessante, unterhaltsame und anregende Lektüre. Wenn der britische Schriftsteller Aldous Huxley zum Ausdruck bringt, wer zu lesen verstände, würde den Schlüssel zu großen Taten und unerträumten Möglichkeiten besitzen, so hoffe ich, für das Interesse am Lesen wie auch für die Bereitschaft und die Fähigkeit, neue Wege gehen zu können, einige Beiträge zu leisten. Nicht zuletzt gilt das hinsichtlich meiner Aphorismen, die ich als Open-Source-Betriebssystem zur Analyse und Gestaltung individueller, unternehmerischer und gesellschaftlicher Prozesse betrachte und seit Jahren erfolgreich bei meinem Wirken einsetze.

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Für jeglichen Dialog zur Substanz meiner Betrachtungen und zu ihrer Anwendung auf konkrete Problemstellungen stehe ich gern zur Verfügung.

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